Schockanrufe – das steckt dahinter und so kann man sich schützen

Schockanrufe und Enkeltrick
Schockanrufe und Enkeltrick

Schockanrufe – das steckt dahinter und so kann man sich schützen – Viele der aktuellen Betrugsmaschen laufen derzeit über das Telefon oder Handy und eine der hinterhältigsten Tricks sind die sogenannten Schockanrufe. Dabei wird meist älteren Menschen ein Unglück oder eine Notlage eines Angehörigen vorgegaukelt. Am Telefon wird dann beispielsweise erzählt, dass der Enkel einen Autounfall hatte und im Krankenhaus liegt. Für die Behandlung wird dann ein größerer Geldbetrag erbeten. Oft sind es fünfstellige Summen um die es geht. Die Übergabe der Summer erfolgt dann meistens anonym oder oder per Cash-Karten. Wurde erst mal gezahlt, ist das Geld dann meistens unwiederbringlich weg. Die Hilfsbereitschaft in der Familie wird also eiskalt ausgenutzt.

Die Polizei Rheinland-Pfalz schreibt beispielsweise dazu:

„Betrüger sind erfinderisch! Die neue Masche sogenannter ‚Schockanrufe‘ ist nun auch in Rheinland-Pfalz vermehrt festzustellen. So gelang es Unbekannten in Kirchheimbolanden bei einer Frau an größere Geldsummen zu kommen, indem sie die Notlage eines angeblichen Verwandten vortäuschen. Die Betrüger sprechen fließend Russisch und spielen in einem Telefonat gekonnt vor, ein angebliches Familienmitglied sei in einer Notlage und benötige dringend eine größere Geldsumme.
In fast allen dieser Fälle werden Frauen mit russischem Migrationshintergrund von russisch sprechenden Männern, angeblichen Verwandten, angerufen. Als Notlage wird ein schwerer Verkehrsunfall oder ein anderer tragischer Vorfall vorgegaukelt. Das Geld werde für eine dringend erforderliche Behandlung / Operation oder zur ‚Auslösung‘ des Sohnes aus dem Polizeigewahrsam benötigt. Noch während des Telefonats erscheinen ‚Boten‘ an der Haustür und erkundigen sich in russischer Sprache nach dem Bargeld. Der Empfang des Geldes wird dreisterweise dem Opfer bei Aushändigung quittiert.“

Und auch die Polizei Thüringen warnt eindringlich vor solchen Anrufen:

Mit unterschiedlichsten Geschichten (Verkehrsunfall, Todesfall, dringende medizinische Behandlungen) setzen sie ihre Opfer am Telefon unter Druck und fordern sie zu hohen Zahlungen auf. Die meist älteren Herrschaften glauben dann den vermeintlichen Polizisten, Staatsanwälten oder Richtern und lösen ihre Sparkonten auf. Wir bitten um Sensibilisierung von Verwandten, Bekannten und Nachbarn. Auch Bankmitarbeiter sind angehalten bei hohen Abhebungen genauer nachzufragen. Meist werden die Opfer von den Betrügern schon so weit beeinflusst, dass sie die Bankangestellten auf Nachfrage belügen. Sie täuschen einen Autokauf oder Immobilienerwerb vor.

Schockanrufe werden gezielt an ältere Menschen gerichtet. Die Rufnummern werden oft aus dem Telefonbuch genommen und dabei werden Menschen mit älter klingenden Vornamen in der Regel bevorzugt angerufen. Sollte sich eine jüngere Stimme melden, legen die Betrüger auch direkt wieder auf.

TIPP: Man kann sich generell gegen Spam-Anrufe schützen und Betrugsversuche so direkt verhindern und natürlich kann man auch Maßnahmen gegen bestimmte Rufnummern ergreifen lassen. Wie das geht ist in diesem Artikel beschrieben: Schutz gegen Spam-Anrufe: Beschwerden, Blockieren und Black List. Wie man konkret Rufnummern blockieren, ist hier zusammengefasst: Rufnummer blockieren bei allen Systemen | Rufnummer blockieren

Meistens starten Schockanrufe dazu mit Fragen. Der Anrufe weiß ja nichts über die Familie des angerufenen und versucht daher, einige Details dazu zu bekommen. „Hallo, rat mal, wer dran ist“ ist daher ein beliebter Start um durch das Raten von Namen und Verwandtschaften einen Überblick zu bekommen, als welche Person man sich ausgeben könnte. Wir empfehlen daher, bei solchen Frage direkt zum Start einfach wieder aufzulegen. Wer sich unsicher ist, ob nicht doch etwas Wichtiges dahinter steckt, sollte die Verwandten selbst anrufen und nachfragen, ob ein Anruf getätigt wurde. Geht der Betreffende nicht ans Telefon, sollte man andere Verwandte anrufen um dort zu klären, ob es Probleme gibt.

Generell gibt es dabei kein Muster, von welchen Vorwahlen diese Anrufe kommen. Teilweise sind es Handy-Nummern, teilweise Ortsvorwahlen, die aber oft nicht stimmen. Ausländische Rufnummern werden dagegen selten genutzt, da man eine gewisse Regionalität vortäuschen will und kein Vertrauen verspielt werden soll. In der Regel erfolgen Schock-Anrufe auch nur auf Festnetz-Nummer. Mobile Rufnummern im D1 Netz, mit einem Vodafone Netz Tarif oder auch o2 Netz Sim werden kaum auf diese Weise angerufen.

Die Zahl der Schockanrufe in Deutschland ist im Jahr 2023 wieder angestiegen, nachdem sie im Jahr 2022 einen Rückgang verzeichnet hatte.

Genaue Zahlen:

  • 2023: Das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen registrierte mehr als 1.500 Schockanrufe im Jahr 2023. In etwa 100 Fällen waren die Betrüger erfolgreich. Der Schaden belief sich auf gut 2,2 Millionen Euro.
  • 2022: Im Vergleich dazu gab es 2022 1.330 Schockanrufe in Sachsen. Der Schaden lag bei gut 1,94 Millionen Euro.
  • 2021: Im Jahr 2021 registrierte die Polizei in Sachsen 2.030 Schockanrufe. Der Schaden betrug über 4 Millionen Euro.

Bundesweite Zahlen:

  • Es gibt keine offiziellen bundesweiten Statistiken zu Schockanrufen.
  • Die Anzahl der Fälle und der Schaden schwanken je nach Bundesland und Region.
  • Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer hoch ist und die tatsächliche Anzahl der Schockanrufe deutlich höher liegt als die registrierten Fälle.

HINWEIS: Teilweise werden auch gefälschte Telefonnummern genutzt. Dann wird die angezeigte Rufnummer manipuliert und dahinter stecken dann Anrufen mit Auslandsvorwahlen wie 0043, 0039 oder 0032 oder deutsche Nummern, die missbraucht werden. Es lohnt sich daher oft nicht, gegen die Besitzer der angezeigten Nummern vorzugehen.

Video: Die Polizei Hamburg erklärt Schockanrufe

Welchen Schutz gibt es vor Schockanrufen?

Wer ältere Verwandte vor Schockanrufen schützen will, sollte mit ihnen über diese Masche reden und darüber aufklären, mit welchen Mitteln Betrüger aktuell am Telekom vorgehen. Man kann in diesem Zusammenhang auch andere Themen wie etwa Ping-Anrufe, SMS Spam oder auch Mailbox Spam mit ansprechen und versuchen, die Hintergründe zu erklären.

TIPP: Man kann sich generell gegen Spam-Anrufe schützen und Betrugsversuche so direkt verhindern und natürlich kann man auch Maßnahmen gegen bestimmte Rufnummern ergreifen lassen. Wie das geht ist in diesem Artikel beschrieben: Schutz gegen Spam-Anrufe: Beschwerden, Blockieren und Black List. Wie man konkret Rufnummern blockieren, ist hier zusammengefasst: Rufnummer blockieren bei allen Systemen | Rufnummer blockieren

Wer sich selbst vor solchen Schockanrufen schützen möchte, sollte einige einfache Tipps beherzigen:

  • Seien Sie misstrauisch, wenn ein unbekannter Anrufer Sie mit einem beunruhigenden Sachverhalt – wie etwa dem Unfall eines Angehörigen – konfrontiert und Geld von Ihnen fordert. Hinterfragen und Belegen anfordern hilft – oft legen die Anrufer dann selbst wieder auf.
  • Nehmen Sie selbst Kontakt mir den Angehörigen auf und fragen sie selbst nach, ob es wirklich Probleme gibt. Auf diese Weise kann abgesichert werden, ob es sich wirklich um einen Notfall handelt oder nur um einen Schockanruf.
  • Keine Ratespiele am Telefon machen – wenn sich ein Anrufer nicht direkt zu erkennen gibt, sollten Sie auch keine Details zu Namen von Angehörigen preisgeben.
  • Es kann helfen, den Eintrag im Telefonbuch zu verändern. Wenn man beispielsweise den Vornamen nicht ausschreibt, sondern nur den Anfangsbuchstaben listen lässt, wird man oft nicht angerufen, da Betrüger nicht sehen, ob es sich um ältere oder neuere Vornamen handelt.
  • Polizei einschalten – auch wenn der Anruf nicht erfolgreich war sollte man solche Vorfälle der Polizei melden und eventuell Anrufer und Rufnummern ermitteln lassen.

Das LKA Sachsen hat noch einige andere Tipps:

  • Die Polizei nutzt niemals die Notrufnummer 110, um mit Personen in Verbindung zu treten. Diese Rufnummer dient ausschließlich der Entgegennahme von Notrufen von Bürgern!
  • Informieren Sie Familienangehörige oder Bekannte über einen solchen Anruf!
  • Nennen Sie niemals Namen Ihrer Verwandten am Telefon und machen Sie keine Angaben zu Ihrem Barvermögen im Hause oder auf Ihren Konten. Geben Sie auch keine Auskünfte über Ihr Geldinstitut oder Ihre Kontonummer.
  • Kein Polizeibeamter wird von Ihnen persönliche Vermögensdaten am Telefon erfragen oder Sie zur Auflösung Ihres Kontos oder von Sparverträgen auffordern! Kein Polizeibeamter wird bei Ihnen anrufen, sie über Verfahren oder verdeckte Polizeimaßnahmen informieren!
  • Kein Polizeibeamter wird Sie auffordern, Ihr Geld nach Hause zu holen und in der Folge an einen „verdeckten Ermittler“ zu übergeben! Dies trifft auch auf Schmuck und an Wertsachen zu.
  • Vertrauen Sie nicht den angezeigten Telefonnummer auf Ihrem Telefon, wenn Sie diese nicht kennen bzw. Sie sich nicht sicher sind, ob diese korrekt ist.
  • Nutzen Sie nicht die Wahlwiederholung für einen Rückruf, sondern die Nummer der örtlichen Polizei aus dem Telefonbuch/ Internet. Noch besser ist ein persönlicher Besuch auf der Dienststelle.

Es ist auch sinnvoll, mit den eigenen Eltern oder Großeltern über diese Maschen zu reden und sie für solche Betrugsversuche zu sensibilisieren. Man kann beispielsweise auch ein Codewort ausmachen, dass man im Zweifel abfragen kann, um sicherzustellen, dass man wirklich mit der jeweiligen Person spricht.

Dazu kann man Sperren einrichten und beispielsweise in der Fritzbox oder direkt am Handy hinterlegen, dass Anrufe aus dem Ausland nicht mehr durchgestellt werden. So kann man eine ganze Reihe von Maschen und Abzocke von Anfang an unterbinden, auch wenn dies natürlich kein 100% Schutz ist.

Schockanrufe werden uns wohl noch einige Zeit begleiten und daher sollte man sich und Verwandte absichern und versuchen, gegen solche Betrugsversuche möglichst gut gewappnet zu sein.

Video: So funktionieren Enkel-Trick und die Masche mit falschen Polizisten

So reagiert man bei Schockanrufen richtig

Wenn Sie einen Schockanruf erhalten, sollten Sie die folgenden Schritte befolgen:

1. Ruhe bewahren:

  • Schockanrufe zielen darauf ab, Opfer in Panik zu versetzen, damit sie unüberlegt handeln.
  • Atmen Sie tief durch und versuchen Sie, ruhig zu bleiben.

2. Keinerlei Informationen preisgeben:

  • Geben Sie dem Anrufer keine Informationen über sich selbst, Ihre Familie oder Ihre finanziellen Verhältnisse.
  • Vermeiden Sie es, Ja oder Nein zu sagen, da dies von den Tätern als Bestätigung Ihrer Identität missverstanden werden kann.

3. Auflegen und Polizei kontaktieren:

  • Legen Sie den Telefonhörer auf und wählen Sie sofort die 110.
  • Schildern Sie der Polizei den Sachverhalt und geben Sie so viele Informationen wie möglich über den Anrufer und den Anruf selbst.

4. Vorsicht bei erneuten Anrufen:

  • Es ist möglich, dass die Täter erneut anrufen.
  • Legen Sie in diesem Fall sofort wieder auf und kontaktieren Sie erneut die Polizei.

Weitere Tipps:

  • Informieren Sie Ihre Familie und Freunde: Lassen Sie Ihre Familie und Freunde wissen, dass Sie einen Schockanruf erhalten haben, damit sie Sie unterstützen und auf verdächtige Aktivitäten achten können.
  • Melden Sie den Anruf an die Bundesnetzagentur: Sie können den Schockanruf auch bei der Bundesnetzagentur melden.
  • Die Bundesnetzagentur sammelt diese Daten und leitet sie an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weiter.
  • Präventionstipps beachten: Informieren Sie sich über die Masche der Schockanrufe und befolgen Sie die Präventionstipps, um sich vor diesen Betrugsmaschen zu schützen.

Schockanrufe sind eine Straftat. Indem Sie die Polizei kontaktieren und den Anruf melden, tragen Sie dazu bei, die Täter zu fassen und weitere Straftaten zu verhindern. Scheuen Sie sich nicht, die Polizei zu kontaktieren, auch wenn Sie glauben, kein Geld verloren zu haben. Ihr Anruf kann anderen Menschen helfen, Opfer von Schockanrufen zu werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es wichtig ist, Ruhe zu bewahren und keine Informationen an die Täter preiszugeben, wenn Sie einen Schockanruf erhalten. Informieren Sie die Polizei und melden Sie den Anruf, um die Täter zu fassen und weitere Straftaten zu verhindern.



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