Ping Anrufe – was steckt hinter Ping Calls und wie reagiert man richtig?

Ping Anrufe – was steckt hinter Ping Calls und wie reagiert man richtig? – Bei Handys und Telefonen gibt es leider auch immer wieder Missbrauch und Abzocke und eine Form davon sind die sogenannten Ping-Anrufe, die nach wie vor immer wieder auftauchen und Verbraucher verunsichern.

Ping Calls (teilweise auch Lockanrufe oder einfach Ping-Anrufe genannt) sind dabei sehr kurze Anrufe, bei denen der Nutzer gar keine Chance hat, sie anzunehmen. Teilweise wird dabei ein Anruf sofort beendet, in anderen Fällen kommen solche Anrufe zu Zeiten, in denen die Verbraucher schlafen und sie daher gar nicht annehmen können. Der Handy-Besitzer sieht dann nur die Handynummer auf dem Gerät und dass ein Anruf eingegangen ist.

TIPP: Wer sich nicht sicher ist, ob es wirklich ein Ping Call ist, kann die Vorwahl über verschiedene Portal prüfen und falls jemand zurückrufen will, sollte er auf keinen Fall den normalen Tarif nehmen, sondern im besten Fall eine kostenlose Prepaid Karte – dann kann maximal das aufgeladen Guthaben als Kosten entstehen. Mehr dazu: Handy Vorwahl | Kostenlose Prepaid Sim

Das passiert leider häufiger als man denkt. Henning Uhle schreibt beispielsweise in seinem Blog:

In der Nacht soll mein Handy geklingelt haben. Ich habe das Gerät lautlos, deshalb habe ich das nicht mitbekommen. Aber es war ein Ping Call. Was zum Teufel ist das jetzt schon wieder? Ich musste dem Ganzen mal nachgehen. Ich werde nämlich nicht so richtig schlau daraus. Es scheint aber so, als ob das eine ziemlich verrückte Falle ist.

Ping Calls sieht man dabei häufig nur in der Anruferliste. Es ist sehr selten, dass man den Anruf direkt sieht, da dieser nur sehr kurz aktiv ist und gleich wieder aufgelegt wird. Man hat also in der Regel keinen Zeitdruck um zu entscheiden, was man bei einem solchen Anruf machen sollte. Daher kann man auch erst mal im Netz recherchieren und prüfen, ob hinter so einem Call eventuell ein sinnvoller Grund steht oder es sich erkennbar um einen Betrugsversuch handelt.

WICHTIG: Allnet Flat erlauben kostenloses Telefonieren, dadurch ist man aber NICHT vor Ping Call geschützt, denn diese nutzen ausländische Rufnummern und Sonderrufnummern und diese werden auch bei Allnet Flatrates separat abgerechnet. Mehr dazu: Was ist eine Allnet Flat und was ist alles enthalten?

Hintergrund von Ping Calls ist es, die Nutzer dazu zu bringen, die angezeigte Rufnummer zurück zu rufen. Dahinter sind dann meistens sehr teure Premium-Dienste (oft im Ausland) geschaltet, die hohe Kosten verursachen und im Bereich von mehreren Euro pro Minute abgerechnet werden. Daher wird auch versucht, den Rückrufer so lange wie möglich in der Leitung zu halten. Ping Anrufe finden sowohl im Festnetz statt also auch im D1 Netz der Telekom, im Vodafone Handynetz und auch im O2 Handynetz. Im mobilen Bereich ist es oft noch teurer, weil die Kosten für Gespräche ins Ausland bei vielen Mobilfunk-Tarifen noch teurer sind.

Für Ping Anrufe werden mittlerweile meistens ausländische Rufnummern verwendet, weil die deutschen Nutzer deutsche Premium-Dienste inzwischen recht gut kennen und es dazu eine Ansagepflicht für die Preise gibt, bevor die Abrechnung beginnt. Das ist im Ausland selten genau so der Fall und daher ist es mit fremden Nummern einfacher, hohe Kosten zu verursachen. Man erkennt dies in der Regel durch die internationale Vorwahl vor der Rufnummer. Mehr dazu haben wir hier zusammengestellt: 0039, 0021, 007, 0034

Ping Anrufe Liste der Länder mit Preisansagepflicht

Die Rückrufe von Ping Calls werden dabei normal vom eigenen Anbieter in Rechnung gestellt, es sei denn, es liegt ein Inkassierungsverbot der Bundesnetzagentur vor. Das ist aber vergleichsweise selten der Fall. Seit 2018 gilt für einige Ländervorwahlen zusätzlich eine Preisansagepflicht. Verbraucher werden so informiert, welche Kosten entstehen, bevor der Anrufe durchgestellt wird. So kann man rechtzeitig auflegen. Diese Pflicht gilt aktuell für folgende Länder und Ländervorwahlen:

  • 001767 Dominica
  • 00265 Malawi
  • 00211 Südsudan
  • 00269 Komoren und Majotte
  • 00212 Marokko
  • 00297 Aruba
  • 00213 Algerien
  • 00355 Albanien
  • 00216 Tunesien
  • 00374 Armenien
  • 00221 Senegal
  • 00375 Weißrussland
  • 00223 Mali
  • 00381 Serbien
  • 00224 Guinea
  • 00382 Montenegro
  • 00225 Elfenbeinküste
  • 00387 Bosnien-Herzegowina
  • 00229 Benin
  • 00389 Mazedonien
  • 00231 Liberia
  • 00501 Belize
  • 00232 Sierra Leone
  • 00509 Haiti
  • 00235 Tschad
  • 00592 Guyana
  • 00236 Zentralafrikanische Republik
  • 00593 Ecuador
  • 00237 Kamerun
  • 00674 Nauru
  • 00240 Äquatorial-Guinea
  • 00675 Papua-Neuguinea
  • 00241 Gabun
  • 00676 Tonga
  • 00242 Kongo
  • 00678 Vanuatu
  • 00245 Guinea-Bissau
  • 00685 Samoa
  • 00247 Ascension
  • 00691 Mikronesien
  • 00248 Seychellen
  • 007 Russland/Kasachstan
  • 00249 Sudan
  • 00881 Global Mobile Satellite System
  • 00252 Somalia
  • 00882 International Networks
  • 00255 Tansania
  • 00883 International Network
  • 00256 Uganda
  • 00994 Aserbaidschan
  • 00257 Burundi
  • 00960 Malediven
  • 00261 Madagaskar
  • 00967 Jemen
  • 00263 Simbabwe
  • 00973 Bahrain

Diese Pflicht zur Preisansage vor der Abrechnung gilt vorerst bis 2024. Ab und an findet man bei solchen Calls auch SMS Spam oder Schockanrufe, in der Regel sind es aber Ping Calls.

Wie sollte man mit Ping Anrufen umgehen?

Prinzipiell gilt bei diesen Anrufen: NICHT ZURÜCKRUFEN. Ein Rückruf verursacht hohe Kosten und man hat nur selten die Chance, diese Kosten zurück zu bekommen. Man sollte diese Anrufe auch gar nicht annehmen, selbst wenn es möglich wäre. Im besten Fall ignoriert man diese Anrufen vollständig und reagiert nicht darauf.

So erkennen Sie Ping-Anrufe:

  • Kurzes Klingeln: Meistens klingelt das Telefon nur wenige Male, bevor der Anrufer wieder auflegt. So haben Sie keine Zeit, den Anruf entgegenzunehmen.
  • Unbekannte Nummer: Die Anrufer-ID zeigt oft eine unbekannte Nummer, eventuell mit einer ausländischen Vorwahl.
  • Häufige Anrufe: In letzter Zeit häufen sich die Anrufe von unbekannten Nummern? Dann könnte es sich um Ping-Anrufe handeln.

So schützen Sie sich:

  • Nicht zurückrufen: Das ist die wichtigste Regel! Denn genau das wollen die Betrüger erreichen: Mit einem Rückruf generieren Sie Gebühren, die Sie auf Ihrer nächsten Telefonrechnung finden.
  • Nummer blockieren: Speichern Sie die Nummer des Ping-Anrufs in Ihrem Telefon und blockieren Sie diese. So können Sie keine Anrufe mehr von dieser Nummer erhalten.
  • Apps nutzen: Es gibt Apps, die Ping-Anrufe erkennen und blockieren können.
  • Vorsicht bei 0800-Nummern: Auch Anrufe von 0800-Nummern können in manchen Fällen Kostenfallen sein. Seien Sie daher auch hier vorsichtig und prüfen Sie die Nummer, bevor Sie zurückrufen.

Was tun, wenn Sie doch zurückgerufen haben?

  • Sofort auflegen: Legen Sie so schnell wie möglich wieder auf, sobald Sie merken, dass es sich um einen Ping-Anruf handelt.
  • Kosten prüfen: Prüfen Sie Ihre nächste Telefonrechnung genau auf mögliche Gebühren durch den Ping-Anruf.
  • Beschwerde einreichen: Bei der Bundesnetzagentur können Sie Ping-Anrufe melden und eine Beschwerde einreichen. https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Vportal/TK/Aerger/Faelle/UEW/beschwerde/start.html

Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann die entsprechenden Rufnummern auch im Handy sperren. Dann kann zumindest von dieser Rufnummer kein Call mehr kommen. Gegen andere Rufnummern schützt das natürlich nicht, es sein denn man sperrt generell Anrufe aus bestimmten Ländern.

TIPP: Man kann sich generell gegen Spam-Anrufe schützen und Betrugsversuche so direkt verhindern und natürlich kann man auch Maßnahmen gegen bestimmte Rufnummern ergreifen lassen. Wie das geht ist in diesem Artikel beschrieben: Schutz gegen Spam-Anrufe: Beschwerden, Blockieren und Black List. Wie man konkret Rufnummern blockieren, ist hier zusammengefasst: Rufnummer blockieren bei allen Systemen | Rufnummer blockieren

Was kann man gegen Ping Anrufe tun?

Ping-Anrufe sind eine lästige und teure Masche, mit der Betrüger arglose Telefonnutzer in die Falle locken. Um sich vor diesen Anrufen zu schützen, ist es wichtig, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen und die gängigen Tricks der Betrüger zu kennen.

1. Vorsicht bei unbekannten Nummern:

Der Grundsatz sollte lauten: Unbekannte Nummern werden nicht zurückgerufen! Dies gilt insbesondere für Anrufe aus dem Ausland mit unbekannten Vorwahlen.

Speichern Sie unbekannte Nummern, die Sie wiederholt anrufen, keinesfalls in Ihrem Telefonbuch. So vermeiden Sie, dass diese Nummern bei der nächsten Kontaktsuche angezeigt werden und Sie in Versuchung geraten, zurückzurufen.

Nutzen Sie eine App zur Anruferkennung. Zahlreiche Apps identifizieren Ping-Anrufe und andere unerwünschte Anrufe und blockieren diese automatisch. Empfehlenswerte Apps sind zum Beispiel „Call Blacklist“ oder „Hiya“.

2. Rufnummern blockieren:

Haben Sie die Rufnummer eines Ping-Anrufs identifiziert, sollten Sie diese umgehend blockieren. So können Sie weitere Anrufe von dieser Nummer unterbinden.

Viele Telefone bieten darüber hinaus die Möglichkeit, ganze Rufnummernbereiche zu blockieren. So können Sie sich beispielsweise vor Anrufen aus bestimmten Ländern oder Regionen schützen.

3. Apps gegen Ping-Anrufe:

Neben Apps zur Anruferkennung gibt es auch spezielle Apps, die gezielt Ping-Anrufe blockieren. Diese Apps funktionieren meist auf Basis von Rufnummernlisten, die von Behörden und Telekommunikationsunternehmen zusammengestellt werden.

4. Auslandsgespräche abstimmen:

Planen Sie Telefonate mit Personen im Ausland, stimmen Sie diese im Vorfeld per SMS oder E-Mail ab. So wissen Sie, von welcher Nummer Sie erwarten können angerufen zu werden und können Ping-Anrufe leichter erkennen.

5. Vorsicht bei 0800-Nummern:

Nicht jeder Anruf von einer 0800-Nummer ist seriös. Seien Sie auch hier wachsam und prüfen Sie die Rufnummer, bevor Sie zurückrufen. Informieren Sie sich im Zweifelsfall beim Unternehmen, ob es sich um eine seriöse Rufnummer handelt.

6. Bundesnetzagentur informieren:

Die Bundesnetzagentur sammelt Informationen über Ping-Anrufe und geht gegen die Betrüger vor. Sie können Ping-Anrufe bei der Bundesnetzagentur melden und so zur Eindämmung dieser Betrugsmasche beitragen. https://www.bundesnetzagentur.de/_tools/RumitelStart/Form04PingAnruf/node.html

Video: Jan Böhmermann beantwortet einen Ping Call

Rechtsprechung: PING-Anrufe sind strafbar!

Ping-Anrufe sind in Deutschland strafbar. Sie können als Betrug, Nötigung oder Beleidigung gewertet werden.

Betrug Ping-Anrufe werden oft dazu verwendet, die Opfer zu einem Rückruf auf eine teure Mehrwertdienstenummer zu animieren. Wenn das Opfer den Rückruf tätigt, fallen hohe Gebühren an. Dieser Betrug kann als Betrug nach § 263 StGB geahndet werden.

Nötigung Ping-Anrufe können auch als Nötigung nach § 240 StGB gewertet werden. Wenn die Anrufe dazu dienen, das Opfer zu einer bestimmten Handlung zu zwingen, zum Beispiel zu einem Rückruf, kann dies als Nötigung geahndet werden.

Beleidigung In einigen Fällen können Ping-Anrufe auch als Beleidigung nach § 185 StGB gewertet werden. Wenn die Anrufe dazu dienen, das Opfer zu beleidigen oder zu verunglimpfen, kann dies als Beleidigung geahndet werden.

Rechtsfolgen

Für Betrug, Nötigung und Beleidigung können Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren verhängt werden.

Es gibt mehrere Urteile in Deutschland zu Ping-Anrufen. In einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 27. März 2014 wurde festgestellt, dass Ping-Anrufe als Betrug strafbar sind. In diesem Fall hatten die Angeklagten gezielt Mobiltelefone angerufen, um die Angerufenen zu einem Rückruf auf eine teure Mehrwertdienstenummer zu animieren. Der Bundesgerichtshof stellte fest, dass die Angerufenen durch die Ping-Anrufe getäuscht wurden, da sie dachten, es handle sich um einen verpassten Anruf von einem Bekannten.

In einem weiteren Urteil des Landgerichts Osnabrück vom 20. August 2010 wurde festgestellt, dass Ping-Anrufe auch als Nötigung strafbar sein können. In diesem Fall hatte der Angeklagte einen Mann mehrfach angerufen und ihn aufgefordert, Geld zu zahlen. Der Angeklagte behauptete, er habe Informationen über den Mann, die er veröffentlichen würde, wenn der Mann nicht zahle. Das Landgericht Osnabrück stellte fest, dass die Anrufe den Mann zu einer bestimmten Handlung gezwungen hatten, nämlich zum Zahlen von Geld.

In einem Urteil des Landgerichts Hamburg vom 23. Juni 2016 wurde festgestellt, dass Ping-Anrufe auch als Beleidigung strafbar sein können. In diesem Fall hatte der Angeklagte einen Mann mehrfach angerufen und ihn mit Beleidigungen beschimpft. Das Landgericht Hamburg stellte fest, dass die Anrufe den Mann beleidigt und verunglimpft hatten.