Ein Alltag ohne Smartphone ist für die allermeisten Menschen kaum noch vorstellbar. Weil mit dem intelligenten Gerät viele Dinge fix und unkompliziert erledigt werden können, weil es die Arbeit erleichtert oder weil es ganz einfach ein nettes Spielzeug zur Entspannung ist. Nun kosten die neuen Geräte gleich mehrere hundert Euro, für die jüngsten Entwicklungen von Apple oder Samsung werden ganz selbstverständlich auch schon mal vierstellige Beträge fällig. Kein Wunder, dass da der Gedanke naheliegt, die kostbare Neuerwerbung gegen Schäden zu versichern. Zumal der emsige Handy-Verkäufer eine solches Rundum-sorglos-Paket gleich mit anbietet. Über die Sinnhaftigkeit einer solchen Smartphone-Versicherung kann allerdings durchaus gestritten werden. Weil die Konditionen es oft in sich haben.
Welche Smartphone-Versicherungen versichern welche Risiken?
Die Liste der Anbieter für Handy-Versicherungen ist lang: Die einschlägigen Elektronikfachmärkte wie Saturn oder Media Markt bieten die Policen ebenso an wie einige Mobilfunkprovider oder Online-Händler wie Amazon und Co. Die Allianz ist mit von der Partie, Barmenia, R+V oder Ergo ebenfalls. Grundsätzlich scheinen sich die angebotenen Tarife im Hinblick auf die versicherten Schäden einigermaßen zu ähneln. Erwähnt werden:
- Sturz- und Bruchschäden.
- Feuchtigkeitsschäden.
- Überspannungsschäden.
- Schäden durch Bedienfehler und (mit Einschränkungen) Diebstahl
Was jedoch im konkreten Fall tatsächlich und zu welchen Konditionen ersetzt oder überhaupt anerkannt wird, differiert in den einzelnen Verträgen oft maßgeblich.
Die Tarife der Anbieter unterscheiden sich im Detail erheblich
Bei einem Vergleich verschiedener Smartphone-Versicherungstarife ist es unerlässlich, das Kleingedruckte sehr, sehr genau zu studieren, um im eventuellen Schadensfall nicht das Nachsehen zu haben. Von einem vorschnellen Abschluss einer Versicherung direkt beim Handy-Kauf muss ausdrücklich abgeraten werden.
Sturz und Bruchschäden
Mehr als drei Viertel aller Handyschäden sind Displayschäden. Was nicht weiter verwunderlich ist, da das empfindliche Smartphone bei permanentem Gebrauch eben auch mal leicht aus der Hand rutschen oder aus der Jackentasche fallen kann. Reparatur beziehungsweise Austausch des Displays sollten daher elementarer Bestandteil einer Smartphone-Versicherung sein. Einige Anbieter verlangen jedoch eine Selbstbeteiligung.
Feuchtigkeitsschäden
Obwohl die jüngeren Modelle deutlich robuster gebaut sind, Feuchtigkeit bleibt pures Gift für die Smartphone-Platine. Einige Tarife schließen die umgekippte Kaffeetasse ein, die undichte Trinkflasche im Rucksack aber aus. Wird das Handy durch „Witterungseinflüsse“, also zum Beispiel Regen oder Schnee, beschädigt, fällt dies in vielen Fällen nicht unter die Garantie.
Überspannungsschäden und Bedienfehler
Beide Fälle können schwerwiegende technische Probleme nach sich ziehen und die Funktionstüchtigkeit des Smartphones nachhaltig beeinträchtigen. Sie sind jedoch grundsätzlich über die Handy-Versicherung nur dann gedeckt, wenn sie explizit im Leistungsumfang aufgeführt werden.
Den Schutz gegen (einfachen) Diebstahl gibt es in der Regel nur gegen Aufpreis
Nicht nur einige, sondern nahezu alle Smartphone-Versicherungen orientieren sich bei der Diebstahls-Regelung an den Paragraphen des Strafgesetzbuches. Es sei denn, es wird ein teurer Extra-Tarif dazu gebucht. Und das bedeutet: Versichert ist erstens der Einbruch-Diebstahl. Darunter fällt die Entwendung des Handys nach einem Einbruch in geschlossene Räume oder in ein verschlossenes Auto. Akzeptiert wird zweitens der Raub. Also der Diebstahl des Smartphones unter Anwendung oder Androhung von Gewalt. Nur sehr bedingt versichert ist hingegen der sogenannte einfache Diebstahl. Wird das Handy im Restaurant aus der Handtasche geklaut, die über der Stuhllehne hing, zählt dies gewöhnlich als Verletzung der Sorgfaltspflicht – und wird nicht anerkannt. Gleiches gilt für alle Fälle, in denen sich das Smartphone nicht in unmittelbarem „persönlichen Gewahrsam“ befand.
Rechnen sich die Kosten für eine Smartphone-Versicherung?
Das wichtigste vorab: Nahezu jede Smartphone-Versicherung erstattet bei Zerstörung oder Verlust des Handys den Zeitwert des Geräts. Nur bei einem Alter bis sechs Monate nach Kauf wird der Neuwert als Schadensbasis anerkannt. Nach übereinstimmenden Ergebnissen verschiedener Finanzportale verlieren Smartphones bereits nach einem Jahr stark an Wert. Bei Android-Geräten bis zu 35 Prozent und Apple-Modellen 24 Prozent. Nach zwei Jahren ist der Wert um 60 Prozent gefallen. Basis für die Berechnung des Versicherungsbeitrags bildet aber der Neuwert des Smartphones – und die Verträge haben in aller Regel eine Mindestlaufzeit von zwei Jahren. Als Faustregel gilt in der Branche, dass die Jahresprämie in etwa zehn Prozent des Anschaffungspreises beträgt. Wird dann noch die Absicherung gegen einfachen Diebstahl obendrauf gesetzt und ist gleichzeitig bei Selbstbehalt von 50 bis 100 Euro integriert – dann ist die Smartphone-Versicherung eine sehr, sehr teure Angelegenheit. Die Option, sich für ein Smartphone mit Vertrag bei einem Mobilfunkanbieter zu entscheiden, das nach zwei Jahren gegen eines neues Modell getauscht werden kann und bis dahin gegen Schäden gut geschützt ist, erscheint insofern weitaus attraktiver.
Wann zahlt die Smartphone-Versicherung nicht?
Wie erwähnt, schließen die meisten Anbieter den einfachen Diebstahl aus Ihren Leistungen aus, wenn das Smartphone nicht „sicher vor den äußeren Umständen einer Gefährdung“ bei sich getragen wurde. Die Leistung wird außerdem verweigert, wenn Sturz- oder Bruchschäden durch Dritte verursacht wurden. In solchen Situationen greift möglicherweise die Privathaftpflicht des Verursachers. Der Smartphone-Versicherungsschutz gilt zudem nur im Inland, er kann durch einen (zumeist teuren) Sondertarif auf Auslandsaufenthalte ausgeweitet werden. In diesem wie auch in einigen anderen Fällen ist es daher oft sinnvoller, eine gute Hausratversicherung abzuschließen. Sie zahlt bei Einbruch-Diebstahl ebenso wie bei Schäden, die durch Feuer, Wasser oder Überspannung entstehen. Mit einem inkludierten sogenannten Außentarif ist das Smartphone auch im Auto oder im ausländischen Hotelzimmer versichert.
Fazit
Eine Smartphone-Versicherung ist grundsätzlich eine ambivalente Angelegenheit. Zwar lassen sich damit teure, neuwertige Geräte gegen die typischen Alltagsschäden versichern. Dafür muss allerdings ein hoher Preis gezahlt werden. Es lohnt sich in jedem Fall, die Tarife der einzelnen Anbieter sehr genau unter die Lupe zu nehmen. Wirklich Sinn macht eine Smartphone-Versicherung nur dann, wenn der Schutz für ein neues, hochwertiges Modell umfänglich, eine Selbstbeteiligung ausgeschlossen und die Mindestlaufzeit auf ein Jahr begrenzt ist. Nach Ablauf dieser Frist hat das Smartphone so viel an Wert verloren, dass der ohnehin hohe Beitrag unverhältnismäßig wird. Investitionen in eine gute Panzerglasfolie und eine stabile Handyhülle, gepaart mit einem ausgeprägten Maß an Achtsamkeit können dann durchaus effektiver sein.
Ich begleite die Entwicklungen im Bereich der Telekommunikation und des Mobilfunks bereits seit 2006 und schreibt regelmäßig zu den Theme Handytarife, Smartphones, Allnet Flat und zu den anderen Bereichen, die mit dem Mobilfunk zusammenhängen. Ziel ist es dabei die Verbraucher möglichst einfach und dennoch umfassend über die Produkte auf dem Markt zu informieren und vor allem die neuen Entwicklungen verständlich zu beschreiben. Bei Problemen oder Fragen – einfach die Kommentare nutzen oder micht direkt anschreiben. Mehr zu mir: Wer schreibt hier?